Lustige Tiermasken, bunte Sticker, Face Swap, Geofilter, Bitmojis – auf Snapchat können die Nutzer sich kreativ austoben. Die App ermöglicht es, Fotos und kurze Videos zu erstellen und direkt an Freunde zu schicken oder als „Story“ zu posten. Das gefällt besonders den jungen „Digital Natives“ und bietet ungeahnte Chancen für den Wahlkampf auf Snapchat.
Für Parteien – aber natürlich auch für Unternehmen, Vereine und Verbände – bietet die Plattform somit die Möglichkeit, eine sehr junge Zielgruppe zu erreichen, bei der Snapchat deutlich beliebter ist als etablierte Medien wie etwa Facebook.
Aber haben alle Parteien die App und den Wahlkampf auf Snapchat schon für sich entdeckt? Wie gekonnt nutzen sie sie, wenige Wochen vor der Bundestagswahl? Wir werfen einen Blick auf die Snapchat-Parteienlandschaft und geben euch konkrete Lilit-Tipps für eine gelungene Snapchat-Strategie.
Egal, ob Politiker oder Unternehmer: Lilit sagt euch, worauf ihr beim Social-Media-Auftritt achten müsst – und was ihr vermeiden solltet!
Wahlkampf auf Snapchat – darum geht’s:
Für ältere User, die Snapchat nicht nutzen, ist die App häufig erstmal ein Rätsel. Doch so kompliziert ist es eigentlich gar nicht. Das Prinzip: Kurzweilige, verspielte Inhalte, die nur für eine kurze Zeit abrufbar sind und danach gelöscht werden. Man teilt seine Eindrücke mit anderen Nutzern. Die Aufnahmen sind unmittelbar, und sie sind vergänglich. Es geht um Nähe, Aktualität und Natürlichkeit, nicht um perfekte Bilder für die Ewigkeit.
User können sich entscheiden, ob sie ihre Inhalte nur mit ihren Snapchat-Freunden oder mit allen Snapchat-Nutzern teilen. Öffentliche Stories sind über eine Karte abrufbar, sie werden jeweils an dem Ort in der Karte angezeigt, an dem sie entstanden sind. Dadurch entsteht ein lokaler Bezug – ein interessantes Feature für Lokalpolitiker und kleinere Unternehmen.
Für Außenstehende, die nicht über einen Snapchat Account verfügen, sind die Inhalte nicht abrufbar. Möchte man einem anderen Nutzer auf Snapchat folgen, fügt man ihn als “Freund” hinzu, eine Like- oder Folgen-Funktion gibt es nicht.
Insgesamt vermittelt die App ein Gefühl von Nähe und Authentizität, von einer kleinen Gemeinschaft. Parteien können im Wahlkampf auf Snapchat viel persönlicher an den Nutzer herantreten als auf Facebook. Aber nutzen sie diese Möglichkeit auch?
Konservative CSU – junger Wahlkampf auf Snapchat
Den ein oder anderen mag es überraschen: Die erste Partei, die sich auf Snapchat gewagt hat, war die CSU. Sie nutzt die App bereits seit November 2015.
Und auch inhaltlich überzeugt die CSU mit ihrem Snapchat-Auftritt: Die Partei nutzt die Möglichkeiten und Besonderheiten des Mediums, ohne den politischen Bezug zu verlieren. So snappt sie etwa von bestimmten Veranstaltungen wie Pressekonferenzen oder Parteitagen.
Zusätzlich veröffentlicht sie jeden Freitag einen Wochenrückblick. Damit hat sie einen informativen und regelmäßigen Inhalt, der meist auch gut aufbereitet ist. Die Wochenrückblicke bestehen aus Bildern mit kurzen Statements oder Fakten, die etwa mit Sprechblasen, verschiedenen Farben, Sticker und Emojis hinterlegt sind. Informationen werden kurz und in einem verspielten Rahmen vermittelt – ganz im Sinne von Snapchat.
Die CSU hat zudem einen sogenannten Bitmoji für Horst Seehofer erstellt, eine Comicfigur von ihm. Sie dient nicht nur als Snapchat-Profilbild, sondern wird auch direkt in die Stories eingebaut – das ist lustig, sorgt für Wiedererkennungswert und einen klaren Partei-Bezug. (Seinen eigenen Comic-Bitmoji zu erstellen ist technisch garnicht schwer, hier findet ihr eine Anleitung auf der Seite der MZ.)
Die CSU passt sich so an das Format des Mediums an, ohne dabei unseriös oder aufgesetzt zu wirken. Die besten Snapchat-Inhalte bringen jedoch nichts, wenn sie niemand anschaut. Nutzer auf Snapchat ausfindig zu machen, ist deutlich schwieriger als auf anderen Plattformen: Man benötigt den exakten Nutzernamen oder den sogenannten Snapcode (ein QR-Code fürs Snapchat-Konto).
Die CSU macht es auch hier richtig: Über die verschiedenen anderen sozialen Medien verweist sie die Nutzer immer wieder auf ihren Snapchat-Account.
Insgesamt beweist die CSU: Ein konservatives Programm muss nicht einhergehen mit einer schlechten Social-Media-Strategie. Von der CSU können einige der anderen Parteien noch etwas lernen.
Die SPD und der Wahlkampf auf Snapchat: Innovative und spannende Inhalte
Auch die SPD ist unter spd_de auf Snapchat zu finden. Genauso wie die CSU weiß sie die Plattform zu nutzen. Sie hat ebenfalls ein Bitmoji von ihrem Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten, Martin Schulz, erstellt und postet regelmäßig einzelne Snaps und Stories. Darin kündigt sie etwa Events an, begleitet SPD-Bundestagsabgeordnete beim Haustürwahlkampf oder nimmt die Nutzer mit zum Parteitag. Spannend ist auch, dass die SPD neuartige Gadgets wie die Spectacles (eine Kamerabrille von Snapchat) nutzt.
Die Sozialdemokraten posten noch abwechslungsreicher als die CSU, mal nur einzelne Snaps mit Ankündigungen, dann wieder ganze Stories von Veranstaltungen. Allerdings gibt es keinen regelmäßigen Inhalt wie einen Wochenrückblick.
Ein großes Versäumnis der SPD ist außerdem: Der Snapchat-Account wird kaum beworben. Woher sollen die Nutzer also wissen, dass die SPD auf Snapchat ist und es dort spannende Inhalte gibt?
Die FDP: Der Snapchat-Neuling
Ganz neu auf Snapchat: die FDP, zu finden unter fdp_bund. Im Juli 2017 gab die Partei bekannt, dass sie sich jetzt auch auf der jungen App präsentiert. Seitdem snappen die Freien Demokraten fleißig.
Die Inhalte sind noch verbesserungswürdig: Häufig wurden einfach Bilder oder Grafiken mit Text gepostet, die in gleicher Form vermutlich auch auf anderen Plattformen veröffentlicht werden. Wir sagen: #langweilig
Snapchat verrät durch einen weißen Rahmen und den Hinweis „aus deinen Aufnahmen“, dass die Bilder nicht in der App erstellt, sondern importiert wurden. Darum liegt die Vermutung nahe, dass die FDP hier lediglich Inhalte von anderen sozialen Medien wieder verwertet. Das ist wenig kreativ und kommt bei den Nutzern nicht gut an.
Aber: Die FDP war im Wahlkampf 2017 auch noch ein echter Snapchat-Neuling. Fairerweise muss gesagt werden: Innerhalb weniger Tage lernten die Freien Demokraten viel dazu.
Der Snapchat-Takeover von Volker Wissing Ende Juli war bereits deutlich besser. Hier wurde darauf geachtet, die Inhalte an Snapchat anzupassen und nicht lediglich von einem anderen Medium zu übernehmen.
Die FDP verwendet außerdem die „Swipe up“-Funktion, die von den anderen Parteien bisher noch kaum genutzt wird. Sie ermöglicht es, auf externe Inhalte zu verlinken. Ein sinnvolles Tool, um die Stories mit weiterführenden Inhalten zu verknüpfen und interessierte User unkompliziert und schnell auf die eigene Website weiterzuleiten.
Als Bestandsaufnahme kurz nach dem Start lässt sich sagen: Die FDP hatte noch viel Entwicklungspotential – zeigt aber auch, dass man sehr schnell einen garnicht so schlechten Anfang machen kann.
Nachholbedarf bei den übrigen Parteien
Und was machen die anderen Parteien?
Ebenfalls auf Snapchat, und das nicht erst seit wenigen Wochen, ist Die Linke (die_linke). Sie ist jedoch kaum aktiv, postet nur sporadisch – beispielsweise in einem Zeitraum von rund vier Wochen lediglich eine Story, und nicht mal eine besonders gute. Die Snaps von einem Sommerfest hatten keinen wiedererkennbaren Stil und stellten nicht mal den Bezug zur Partei her.
Grüne, CDU und auch die AfD – diese Parteien schienen im Wahlkampf 2017 auf Snapchat überhaupt nicht aktiv zu sein. Zwar sind sie teilweise unter ihren Namen auffindbar, Inhalte posten sie aber nicht. Verwunderlich vor allem bei der CDU, die auf Instagram schon gute Stories veröffentlicht.
Keine Angst vor Snapchat
Snapchat ist ein junges und verspieltes Medium, das ganz anders funktioniert als die sozialen Medien, die man bisher so gewohnt ist. Verständlich, dass viele sich damit noch schwer tun. Die Bedienung scheint anfangs oft undurchsichtig, doch junge User haben meist wenig Scheu zu experimentieren. Auch deshalb sind bisher vor allem die Jüngeren dort vertreten. Aber: wer bei den Jungen mitspielen bzw. die junge Zielgruppe erreichen will, muss die Scheu verlieren.
Unsere Lilit-Tipps – für alle Snapchat-Einsteiger:
Snapchat ist nicht nur für Parteien eine interessante Plattform, sondern auch für Verbände, Vereine und natürlich Unternehmen. Dort können sie die junge Generation dort abholen, wo diese ohnehin schon täglich ist – diese Chance sollten sie nutzen. Lilit hat dafür die wichtigsten Tipps:
- Zielgruppe beachten: Fragt euch vor dem Snapchat-Experiment: Erreiche ich meine Zielgruppe bei Snapchat? Lohnt sich der Aufwand? Um ältere, technikferne Kunden anzusprechen, ist Snapchat vermutlich nicht die richtige Plattform.
- Ausprobieren! Bisher sind nur wenige Parteien auf Snapchat vertreten. Die übrigen verpassen damit eine Chance. Sie sollten mutig sein, sich auf die Plattform wagen und sich ausprobieren. Das gilt ebenso für Unternehmen und Verbände.
Das Gute: Je nach den eigenen Einstellungen sind die Inhalte nur für die eigenen Snapchat-Freunde sichtbar. Es ist also möglich, das Snappen erstmal in einem kleinen Rahmen, mit wenig Followern, zu „trainieren“ und dabei eine eigene Strategie zu entwickeln. - Inhalte auf Snapchat kreieren: Die Aufnahmen sollten in der App produziert werden. Nutzt man bereits vorhandenes Material, das für andere Plattformen erstellt wurde, fällt das auf – und kommt bei den Nutzern meist nicht gut an.
- Kreativität: Die Möglichkeiten des Mediums – Sticker, Filter, Masken, Schrift, usw. – nutzen und die Inhalte lustig, verspielt, bunt aufbereiten. Geofilter bringen lokale Reichweite und die Swipe-Up-Funktion Konversionen für die eigene Website.
- Kein Perfektionismus: Die Aufnahmen werden mit dem Handy gemacht, leicht verwackelte oder unscharfe Bilder sind ok, sie tragen zur Unmittelbarkeit und Authentizität bei.
- Weniger ist mehr: Snapchat ist ein kurzweiliges Medium. Die Stories sollten nicht mit Informationen überfrachtet werden. Eine Story sollte nicht länger als ein paar Minuten sein.
- Regelmäßigkeit: Stories werden nach 24 Stunden automatisch gelöscht, vergangene Beiträge können nicht mehr eingesehen werden. Postet man nichts, ist man für seine Freunde also praktisch unsichtbar. Daher: regelmäßig snappen!
- Personalisierung: Wiederkehrende Gesichter geben dem Profil einen persönlichen Bezugspunkt. Ein oder mehrere Protagonisten sorgen so für Wiedererkennungswert und Sympathie. Auch ein Bitmoji kann humorvoll und spielerisch diese Aufgabe erfüllen. Idealerweise tauchen also immer die gleichen Personen in den Stories auf. Möglich ist aber auch ein sogenannter Takeover: ein Politiker oder Influencer bespielt den Account für eine gewisse Zeit und verleiht ihm so Persönlichkeit. Und warum nicht einem der jüngeren Mitarbeiter die Verantwortung für den Snapchat-Account übertragen? So kann z.B. ein Praktikant das Snapchat-Profil übernehmen, der an der jungen Materie ganz nah dran ist.
- Profil bewerben: Die Nutzer müssen den Account aktiv hinzufügen. Daher auf der eigenen Website und anderen Social-Media-Kanälen immer wieder auf den Nutzernamen oder Snapcode aufmerksam machen.
Traut euch an das junge Medium ran und holt euch unsere Hilfe für euren Snapchat-Auftritt! Lilit berät euch und begleitet Unternehmen, Politiker und Vereine bei ihrer Social-Media-Strategie. Ihr braucht ein Seminar? Oder eine individuelle Strategie? Schreibt uns und wir machen euch ein individuelles Angebot.
Neugierig auf noch mehr Tipps?
1. Lest wie die Parteien auf Facebook auftreten und was wir davon lernen können
2. Worauf es beim Storytelling im Wahlkampf auf Instagram ankommt
3. Und was das Erfolgsrezept für den Wahlkampf auf Twitter ist
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