Bundeswehr trifft Zivilistin: Eine Begegnung der 3. Art
Von 2009 ab gab ich gut 5 Jahre lang Seminare bei der Bundeswehr für das Zentrum Innere Führung. Seitdem blicke ich regelmäßig in erstaunte Gesichter, wenn ich von meiner Erfahrung mit Seminaren für die politische Bildung beim Bund erzähle. Anfangs begab ich mich als Zivilistin und Frau tatsächlich auf unbekanntes Terrain. Würde mich die „Truppe“ akzeptieren? Würde ich mit den militärischen Umgangsformen zurechtkommen? All das kann ich inzwischen selbstbewusst mit Ja beantworten, doch andere Fragen haben sich als relevanter erwiesen. Nicht meine Rolle ist spannend, sondern der eigentliche Kontakt zu den Soldaten durch meine Arbeit: Herausfinden wie Soldaten – für mich ganz „unbekannte Wesen“ – ticken, was ihre Gemüter bewegt und natürlich bei jedem neuen Seminartag wieder die Herausforderung den Klischees über die „Zivile Welt“
Motivation und Provokation
Eines ist klar: Ich gebe bei der Bundeswehr kein „Wohlfühl-Seminar“. Der Gruppe wird die Teilnahme meist befohlen, kaum einer hat Lust auf politische Bildung und die Aussicht auf gut acht Stunden Auseinandersetzung mit dem Thema Außen- und Sicherheitspolitik lässt den einen oder anderen Soldaten auch schon mal von Anfang an in Abwehrhaltung gehen. Wer will es Ihnen verübeln? Die meisten erwarten Frontalunterricht vor dem mir ebenfalls grauen würde.
Doch der Tag beginnt mit einer Überraschung: Eine Zivilistin? Das weckt Misstrauen: „Was wird von mir erwartet?“ Manch einer verfällt erstmal ins Extrem und preist unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung in solchen Höhen, dass ich ihn erst einmal mit den realen Problemen unserer Republik auf den Boden der Tatsachen zurückholen muss. Wieder andere versuchen durch haarsträubende Statements zu provozieren und sind dann gerne irritiert, wenn ich ihre Meinung zulasse – und ihnen manchmal sogar mit echten Argumenten für ihre Seite weiterhelfe.
Debattieren & politische Bildung
Den ganzen Tag wird über Auslandseinsätze debattiert, gestritten und diskutiert. Sind die Soldaten dafür, bin ich dagegen. Sind sie dagegen, bin ich dafür. So kommen die Jungs und Mädels richtig in Fahrt. Mal spielerisch, mal ernst, mal mit Blick auf Waffensysteme, dann wieder auf Diplomatie, internationale Organisationen und interkulturelle Unterschiede, mal provokant, mal informierend. Alles jedoch ohne abschließende Antworten zu präsentieren. Das kann bei allem Spaß schon mal frustrieren und der eine oder andere wünscht sich im Feedback am Ende des Tages, dass Lösungen präsentiert und Dinge „zu Ende geführt“ werden. Doch das ist nicht mein Ziel – denn es ist auch nicht das Ziel des Zentrums Innere Führung, das die Seminare in Auftrag gibt.
Warum die Führungsausbildung Debatten braucht
Das Zentrum steht kurz gesagt für das Gewissen der Bundeswehr. Ein schwieriger Job, gerade in Zeiten von Auslandseinsätzen in Afghanistan. Wenn selbst der Blick zur Politik keine zufriedenstellenden Antworten auf die Frage „Warum sind wir dort?“ verspricht. Das Zentrum soll sicher stellen, dass unsere Soldaten sich als „Staatsbürger in Uniform“ sehen. Als Teil eines demokratischen Systems innerhalb dessen sie sich verwirklichen können. Darum besteht sogar auch für mich die Pflicht beide Seiten der gesellschaftlichen Debatte zu präsentieren. Das ist natürlich sinnvoll mit Blick auf unser geschichtliches Erbe. Doch richtig spannend wird politische Bildung da, wo Debatte zum Instrument einer umfassenden Führungsausbildung wird. Denn informiert sein und mitdenken hilft, sich in einer komplexer gewordenen Welt zurechtzufinden. Sie trägt dazu bei, Herausforderungen und schwierige Entscheidungen besser zu bewältigen. Und ein strategischer Aspekt, der dabei immer wieder zutage tritt ist: Die Fähigkeit andere Sichtweisen zu verstehen und Empathie einzusetzen ist eine Schlüsselkompetenz, die man zum Führen anderer Menschen braucht. Egal ob in der Armee oder in der Businesswelt.
Perspektivwechsel – auch eine Herausforderung für Zivilisten
Schon ein paar Mal ist es mir passiert, dass mir aufgrund dieses Jobs auch in meiner eigenen, der zivilen Welt negative Reaktionen entgegen geschlagen sind. Für einen Kunden war es so irritierend, dass ich mit der Bundeswehr arbeite – er hätte sich nur darum fast gegen mich entschieden. Ein andermal wurde mir angekreidet mich mitschuldig zu machen, à la: „Wer mit dem System arbeitet unterstützt es“. All diesen Menschen kann ich nur entgegen halten:
Es ist richtig sich mit beiden Seiten zu beschäftigen. Diese Pflicht haben wir der Bundeswehr aus guten Gründen auferlegt und wir, als Zivilgesellschaft, sollten uns daran erinnern diesen Part ebenfalls zu erfüllen. Nur wenn wir auch den Perspektivwechsel wagen, kann die Debatte über das Pro und Contra von Krieg und Einsätzen auch Früchte tragen.
Und meine Erfahrung zeigt: Das Debattieren und die Methode der Debatte sind nicht nur wichtig für den Perspektivwechsel. An einer Debatte teilzunehmen unterstützt uns dabei uns unsere eigene Meinung zu bilden. Fernab von Klischees und Grabenkämpfen. Das nutzen meine Kunden – sei es in der politischen Bildung, bei einer Debatte im Rahmen der Gleichstellung zum Thema Gender und Geschlecht oder um das eigene Team für interkulturelle Themen zu sensibilisieren.
Ihr seid interessiert daran die Debatte in eure Organisation oder euer Unternehmen zu tragen? Oder wäre eine Showdebatte oder eine Keynotes-Vortrag zu einem Fach-Thema das richtige für eure Tagung? Schreibt uns eine Mail mit euren Idee – wir machen eure Ideen möglich.
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